Grenzen der Erkenntnis

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Die aktuelle Diskussion um künstliche Intelligenz offenbart die erschreckende Unfähigkeit menschlicher Individuen, ihre Grenzen zu erkennen. Wir sehen Maschinen, die sich - scheinbar - intelligent und autonom verhalten und glauben sofort an Terminatoren, menschengleiche Maschinen und Computer mit Gefühlen.

Hier mal als Anregung zur Reflexion der eigenen Wahrnehmung die tatsächlichen Verhältnisse:

Inhaltsverzeichnis

Wieviel wissen wir?

Das, was wir wahrnehmen oder mit Hilfe von technischen Möglichkeiten messen und aufzeichnen können ist nur ein winziger Bruchteil der Wirklichkeit. Wieviel wir nicht sehen, hören, riechen, messen oder registrieren können, wissen wir nicht. Bei allem wissenschaftlichen Optimismus: das Nichtwissen dürfte unser Wissen um viele Größenordnungen übersteigen.

ICH WEISS, DASS ICH NICHTS WEISS.

Filter des Denkens

Aber auch das, was wir wahrnehmen und registrieren können, wird nur zu einem kleinen Teil von unseren Gehirnen verarbeitet. Vieles wird nur durch unseren Körper registriert, manches nur im unbewussten Teil der Gehirnprozesse und vieles wird einfach ignoriert. Am Ende gelangt von all den Signalen und Informationen der Wirklichkeit nur ein Bruchteil an die Oberfläche unseres Bewusstseins und wird damit ein uns verfügbarer Teil unserer Gedankenwelt.

Illusion der Vollständigkeit

Trotzdem fühlt sich das, was wir wahrnehmen, vollkommen und lückenlos an. Wir haben nicht das Gefühl, etwas nicht zu sehen, nicht zu riechen oder wahrzunehmen. Die Welt scheint konsistent und alles passt. Und hier liegt das Problem. Wenn wir zwei Beobachtungen machen, die sich in großen Teilen unserer Wahrnehmung gleichen, erscheinen uns diese Beobachtungen gleichwertig. Ein echter Baum und das Bild des gleichen Baumes sind für uns kaum zu unterscheiden, obwohl das Bild nur einen Bruchteil der Wirklichkeit enthält.

Ähnlich ist es mit der Wahrnehmung anderer Lebewesen. Wenn sich ein Objekt wie ein Vogel verhält, ist es für uns ein Vogel - auch wenn es tatsächlich nur ein Computerprogramm ist, dass einen Vogel simuliert. Die Frage, ob wir es mit einem intelligenten Gegenüber zu tun haben, kann deshalb niemals über die bloße Bewertung durch einen Menschen erfolgen. Der Turing-Test ist für die Bewertung von Intelligenz nicht geeignet.

Weiße Flecken

Menschen machen "Intelligenz" an einer überschaubaren Anzahl von relevanten Informationen fest. Wenn es gelingt, diese Informationen korrekt abzubilden, kann man einem Menschen Intelligenz glaubhaft vortäuschen. Reale Intelligenz umfasst aber mehr als das, was wir bei anderen sehen. Es beinhaltet innere Vorgänge, die wir bei uns selbst (teilweise) wahrnehmen können, die aber von Außen nicht erkennbar sind - und auch diese bewusst wahrnehmbaren Vorgänge sind nur ein Bruchteil dessen, was wir "Intelligenz" nennen.

Alltägliche Logik

Für das Schließen von Wirkungen auf deren Ursache müssen alle - wirklich alle - relevanten Wirkungen bekannt sein. Fehlen einige, so führt dies sofort zu einer Informationslücke und es sind für die gleiche Wirkung unterschiedliche Kombinationen von Ursachen denkbar. Je näher ein Ereignis zeitlich oder räumlich an unserer Gegenwart liegt, umso geringer ist die Informationslücke. Deshalb können Menschen und andere Lebewesen sinnvolle Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge für ihr alltägliches Leben ausreichend zuverlässig kombinieren. Fehlende Informationen können - manchmal - durch Erfahrungen und Wissen ergänzt werden. Je weiter eine Wirkung aber zeitlich oder räumlich von unserer Wahrnehmung entfernt liegt und je weniger Erfahrungen vorliegen, umso schwieriger wird es, eindeutige Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung zu definieren - zu vielfältig sind die fehlenden Informationen, zu gering das Wissen, um fehlende Informationen durch Annahmen zu ergänzen. Welche Ursachen hat der globale Temperaturanstieg auf unserem Planeten? Welche Ursachen hatte der 2. Weltkrieg? Was sind die Ursachen für den Erfolg eines Menschen? Wie kam es zum Corona-Ausbruch?

kein grenzenloses Wissen

Wir müssen damit leben, dass wir nur einen sehr eingeschränkten Blick auf die Wirklichkeit werfen dürfen - und dass wir mit der Behauptung: "Das ist so!" sehr, sehr vorsichtig sein müssen.

Kognitive Täuschung

Mit Hilfe von neuronalen Netzen können heute aus unzähligen "echten" Portrait-Photos Bilder von imaginären Menschen erzeugt werden (https://thispersondoesnotexist.com/). Nur anhand des Photos sind wir nicht in der Lage, zu erkennen, dass diese Personen nicht real sind.

Persönliche Werkzeuge