Modelle und Wirklichkeit

Aus Wiki1

Wechseln zu: Navigation, Suche
Modell oder Wirklichkeit?

Damit wir die Welt verstehen können, müssen wir sie vereinfachen. Wir machen uns Modelle, die die für uns wichtigen Informationen und Zusammenhänge wieder geben sollen. Ob das Modell als physisches Objekt mit realen Materialien, als Bild, Annimation oder aus Zahlen und mathematischen Zusammenhängen gebaut wird, hängt davon ab, was mit dem Modell erreicht werden soll:

  • Wollen wir eine Idee überprüfen?
  • Wollen wir daran experimentieren und ausprobieren?
  • Wollen wir etwas zeigen und vermitteln?
  • Wollen wir damit üben und trainieren?

In jedem Fall gibt jedes Modell nur einen Bruchteil der real vorhandenen Zusammenhänge und Informationen wieder und stellt immer eine Vereinfachung der Wirklichkeit dar.

Der technische Fortschritt erlaubt es uns heute, sehr differenzierte Modelle zu erstellen, die viele Informationsebenen enthalten können: vom visuellen Erscheinungsbild einer 3D-Simulation bis zur physikalisch korrekten Wiedergabe von Bewegungen und Verhalten von Objekten - die Ergebnisse beeindrucken.

Trotzdem sind es nur Modell und viele Aspekte der Wirklichkeit finden sich nicht darin, werden vernachlässigt und ausgeblendet. Deshalb dürfen wir uns vom Erreichten nicht täuschen lassen. Nicht alles, was sich als Modell darstellen lässt ist tatsächlich in der Wirklichkeit möglich - und nicht alles, was in der Wirklichkeit möglich ist, lässt sich als Modell darstellen.

Ein aktuelles Beispiel für die Verwechslung von "Modell" und "Wirkllichkeit" ist die künstliche Intelligenz. Aufgrund langer Erfahrungen in Psychologie, Neurobiologie, Verhaltensforschung, Informatik und Medizin können wir heute viele kognitiven Eigenschaften von Menschen und anderen Lebewesen mit Hilfe von Computern und Robotern imitieren. Aber Achtung: diese Imitationen sind nicht mit dem Original zu verwechseln. Ein sprechender Computer mag ganze Vorträge über Schimpansen halten, ohne auch nur im Geringsten zu verstehen, was "Schimpanse" tatsächlich bedeutet - und ein nicht sprechender Schimpanse mag in seinem Gehirn über unendlich komplexe neuronale Strukturen verfügen, die ihm ein differenziertes Verhalten gegenüber Computern erlauben, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

Der große Unterschied

Lebende Wesen - allen voran der Mensch - sind in der Lage, die Welt in sich selbst zu simulieren. Wir können uns ganze Welten zusammen phantasieren: Geschichten von Zauberern und Monstern, von Alien und Göttern. Jenseits der physikalischen Zwänge erlauben unsere Gehirne - fast - alles zu denken. Und unser Gehirn vermittelt uns das Gefühl einer konsistenten Simulation, obwohl diese Phantasien nur Skizzen sind, mit gewaltigen weissen Stellen. Das ist die immer währende Täuschung, der wir Menschen gerne verfallen: nur weil wir etwas denken können, ist es noch lange keine Realität. So ist es auch mit den virtuellen Computerwelten, die wir uns seit einigen Jahrzehnten zusammen bauen. Sie täuschen und tricksen und machen uns glauben, wir könnten künstliche Welten erschaffen. Und so ist es mit Politikern und modernen Priestern, die uns mit Fakenews wahlweise Welten des Bösen und der Niedertracht oder des Paradieses und des ewigen Glücks verheißen.

Persönliche Werkzeuge