Bescheidenheit

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Bescheidenheit gehört nicht zu den Grundtugenden moderner Zivilisationen. Wer bescheiden ist verliert. Es gilt, Geschichten von Größe und Stärke zu erzählen: von Herausforderungen die gemeistert, von Zielen die erreicht oder von Visionen die Wirklichkeit werden.

So sind - manche - Menschen eben gebaut: Sie fokussieren sich auf ein Ziel, das sie mit aller Macht erreichen wollen und erfreuen sich am Heldenepos über die eigene Größe, wenn Sie dieses eine Ziel erreicht haben. Wieviel Verderben und Unrat sie für dieses eine Ziel über die Welt gebracht haben, blenden sie aus. Die Scheuklappen des Erfolges verhindern sicher, dass sie das ganze Bild erkennen können. Sie sind dumm genug, um an die eigene Größe zu glauben.

Wie kann Bescheidenheit als Grundlage unseres Handelns und Wirkens implementiert werden? Revolutionen sind denkbar ungeeignete Mittel: sie sind selbst Beispiele grenzenloser Unbescheidenheit. Der Neo-Liberalismus ist mit Bescheidenheit nicht denkbar und der technische Fortschritt begünstigt noch immer die Unbescheidenen. Unsere Moderne Welt assoziiert mit Bescheidenheit vorwiegend negative Werte: Langeweile, Müßiggang, Faulheit, Verzicht, Zwang.

Doch Bescheidenheit bedeutet mehr:

  • Effizienz: größtmöglicher Nutzen mit minimalem Aufwand und minimalem Schaden
  • Genuss: aus kleinen Dingen große Freude gewinnen
  • Konzentration auf die Welt - nicht auf sich selbst

...und es ist keineswegs so, dass Gier, Maßlosigkeit und Unbescheidenheit allen Menschen gleichermaßen eingeschrieben sind. Der überwiegende Teil der Menschheit gibt sich mit sehr wenig zufrieden - ohne großes Murren. Sie opfern ihre eigene Gesundheit unter der Mühsal ihres Alltags, anstatt das Leben ihrer Mitmenschen zur Hölle zu machen.

Es besteht Hoffnung.

Fragen an den technischen Fortschritt
  • Gelingt es der Menschheit, den Status eines Menschen nicht mehr an Besitz und Macht sondern an Effizienz und persönlicher Kreativität festzumachen?
  • Gibt es Möglichkeiten, die Gier nach immer mehr so zu zügeln, dass Menschen aus eigenem Antrieb ihre individuelle Ressourcenverschwendung begrenzen?
  • Was nutzt Aufklärung, Wissen und Intelligenz, wenn unserer Entscheidungen nach wie vor von archaischen Instinkten dominiert werden?
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