Beschreiben Verstehen Beherrschen
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Tatsächlich ist es den Naturwissenschaften gelungen, auf allen Ebenen der Wirklichkeit unzählige Regelmäßigkeiten und Strukturen zu beobachten und in zählbaren Gesetzesmäßigkeiten zu formulieren. Diese "Natur"-Gesetze machen es scheinbar möglich, die Zukunft vorherzusagen und damit die Wirklichkeit der Gegenwart zu beherrschen. Katastrophen lassen sich vermeiden und Glück lässt sich gezielt gestalten. | Tatsächlich ist es den Naturwissenschaften gelungen, auf allen Ebenen der Wirklichkeit unzählige Regelmäßigkeiten und Strukturen zu beobachten und in zählbaren Gesetzesmäßigkeiten zu formulieren. Diese "Natur"-Gesetze machen es scheinbar möglich, die Zukunft vorherzusagen und damit die Wirklichkeit der Gegenwart zu beherrschen. Katastrophen lassen sich vermeiden und Glück lässt sich gezielt gestalten. | ||
- | Doch mit der Vorhersagbarkeit der Zukunft ist es nicht weit her. Die [[Plan und Zufall|Planung]] der Welt gestaltet sich weit schwieriger, als es uns viele Experten weismachen wollen. Die Welt ist noch immer weit [[Komplexität|komplexer]] als wir es uns mit all unseren technischen Möglichkeiten eingestehen mögen. | + | Doch mit der Vorhersagbarkeit der Zukunft ist es nicht weit her. Die [[Plan und Zufall|Planung]] der Welt gestaltet sich weit schwieriger, als es uns viele Experten weismachen wollen. Die Welt ist noch immer weit [[Komplexität|komplexer]] als wir es uns mit all unseren technischen Möglichkeiten eingestehen mögen und alle Berechnung schützt uns nicht vor [[Der Schwarze Schwan|großen Krisen]]. |
=Wer beherrscht wen?= | =Wer beherrscht wen?= |
Version vom 18:41, 30. Apr. 2009
Beschreiben ist nicht verstehen
Die Naturwissenschaften versuchen, unsere Wirklichkeit zu verstehen und sie zu erklären. Schaut man sich aber ihre Ergebnisse und Theorien an, so kommen sie in den meisten Fällen nicht über ein umständliches "Beschreiben" hinaus. Beobachtungen werden in komplizierter Sprache wiedergegeben - ohne wirklich etwas verstanden zu haben.
Trotzdem versuchen sie den Eindruck zu erwecken, sie würden die Dinge verstehen, mit denen sie hantieren und geben uns Ratschläge, wie wir Gesellschaft und Leben gestalten sollten. Der Einfluss der Naturwissenschaften auf unsere modernen Gesellschaften ist gewaltig.
Es lässt sich nicht leugnen, dass wir ihnen eine Menge Ideen und Erkenntnisse verdanken. Durch die Entwicklung immer feinere Instrumente haben sie es uns ermöglicht, die Wirklichkeit weit über unsere biologischen Fähigkeiten hinaus wahrzunehmen und zu manipulieren: Strahlen machen das innere von Objekten sichtbar, Teleskope können in unendliche Fernen blicken und Mikroskope lassen uns die Welt im Kleinen sichtbar werden.
Tatsächlich ist es den Naturwissenschaften gelungen, auf allen Ebenen der Wirklichkeit unzählige Regelmäßigkeiten und Strukturen zu beobachten und in zählbaren Gesetzesmäßigkeiten zu formulieren. Diese "Natur"-Gesetze machen es scheinbar möglich, die Zukunft vorherzusagen und damit die Wirklichkeit der Gegenwart zu beherrschen. Katastrophen lassen sich vermeiden und Glück lässt sich gezielt gestalten.
Doch mit der Vorhersagbarkeit der Zukunft ist es nicht weit her. Die Planung der Welt gestaltet sich weit schwieriger, als es uns viele Experten weismachen wollen. Die Welt ist noch immer weit komplexer als wir es uns mit all unseren technischen Möglichkeiten eingestehen mögen und alle Berechnung schützt uns nicht vor großen Krisen.
Wer beherrscht wen?
Und auch mit der Beherrschung der Zukunft will es nicht so recht klappen - können wir uns doch nicht einmal selbst zuverlässig "beherrschen". Zwar gibt uns die Technik heute eine unvorstellbare Macht - doch scheitert sie immer wieder an scheinbar läppischen Hindernissen. Raumschiffe explodieren, Züge entgleisen, Bakterien werden immun gegen unsere wunderbaren Medikamente und ganze Gesellschaften kollabieren ohne dass dies irgend ein Experte vorhersagen konnte. Immer wieder müssen wir uns eingestehen, doch nicht alles verstanden - Details übersehen oder unterschätzt zu haben.
All das wäre nicht weiter schlimm und könnte unter allgemeinem Lebensrisiko abgebucht werden, würden Nutzen und Lasten aus den Folgen der Naturwissenschaften und Technik nicht so ungleich auf den Schultern der Menschheit verteilt. Der Wille zur Beherrschung der Natur geht meist einher mit dem Willen zur Beherrschung von Menschen. Bezahlen tun nur selten die Professoren und Ingenieure, Investoren und Entwickler, sondern die Menschen am unteren Ende der sozialen und intellektuellen Hierarchie. Sie verhungern, werden langsam vergiftet oder von "intelligenten" Waffen zerfetzt, müssen modernen Industrieanlagen weichen oder werden um ihre natürliche Lebensgrundlage betrogen. Trotz Roboter müssen Milliarden Menschen unter unsäglichen Bedingungen gefährliche und zermürbende Arbeiten leisten. Trotz "chirurgischer" Waffensysteme sterben in jedem modernen Krieg viel mehr Zivilisten als Soldaten. Trotz Biotechnologie hungern nach wie vor Millionen Menschen auf diesem Planeten.