Virtuelles Kraftwerk

Aus Wiki1

Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Erzeugung von elektrischer Energie in großen, zentralen Kraftwerken ist heute Standard und niemand zweifelt an deren Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Tatsächlich ist die Wirtschaftlichkeit für große Einheiten schnell gegeben, da die spezifischen, auf die erzeugte Leistung bezogenen Anlagenkosten geringer sind, als bei kleinen Einheiten. Auch Maßnahmen zur Reduzierung von belastenden Einflüssen (Emissionen, Abwasser, Abfall) und die Verbesserung der Sicherheit lassen sich in großen Einheiten leichter und spezifisch wirtschaftlicher umsetzen.

Aber große Kraftwerke sind nur mit großen Investitionen umsetzbar. Die Erzeugung elektrischer Energie ist in den meisten Ländern auf diesem Planeten daher keine Sache der Kleinen. Bürger, Handwerk und mittelständische Unternehmen partizipieren bestenfalls am Rande vom Bau und vom Betrieb großer Kraftwerke - als Leiharbeiter und Subunternehmer am Ende der Lieferkette. Trotzdem brauchen sie Energie. Aus diesen Gegebenheiten folgt immer die Abhängigkeit Vieler von Wenigen.

Hinzu kommt, dass die Entwicklung und der Bau von großen Kraftwerken sehr zeitaufwendig ist. Verbesserungen und Veränderungen sind nur in langwierigen Schritten möglich. Planung und Bau eines neuen Groß-Kraftwerks dauern Jahre. Damit werden aber auch über Jahre technische und wissenschaftliche Ressourcen gebunden. Eine Technik mal eben abzuschalten, weil sie sich als unzureichend, unwirtschaftlich oder gefährlich herausstellt ist meist nicht möglich (siehe Problematik der Kernkraftwerke!). Zentralistische Strukturen sind schwerfällig und passen sich neuen Gegebenheiten nur sehr langsam an. Und schließlich benötigen zentrale Kraftwerksstrukturen hohe Investitionen für die Absicherung von Störungen, denn es muss immer die größte Einheit abgesichert werden, die ausfallen kann.

Dies ist der Ausgangspunkt für die Idee eines virtuellen Kraftwerks. Anstatt große, zentrale Kraftwerke zu bauen, werden viele kleine Energieerzeugungsanlagen zu einem Netz verbunden und ihr Betrieb wird so synchronisiert, dass sie wie ein Kraftwerk dem Energiebedarf folgen. Die heutigen Möglichkeiten der Informationsübertragung machen solche Konzepte denkbar. Das hätte einige Vorteile:

  1. demokratische Strukturen - die Energieerzeugung verteilt sich auf Viele
  2. Vielfalt - es können unterschiedlichste, auch kleine Systeme genutzt werden
  3. Flexibilität - kleine Anlagen lassen sich schneller neuen Anforderungen anpassen
  4. Sicherheit - die Gefahren durch kleine Erzeugereinheiten sind begrenzt
  5. Kapital - Das Stromnetz kann gleichmäßiger ausgelastet werden und es sind geringere Reservekapazitäten notwendig
  6. Energieeinsparung - kleine dezentrale Kraftwerke erlauben die Nutzung erneuerbarer Energien und Kraft-Wärme-Kopplung

Die Wirtschaftlichkeit ließe sich mit einem solchen Konzept darstellen, wenn man davon ausgeht, dass die meisten Energienutzer mindestens eine Anlage zur Beheizung und Warmwassererzeugung benötigen und diese selbst finanzieren müssen. Denkbar wäre, das hier ein etwas größerer Betrag investiert würde um zusätzlich Strom zu erzeugen. Lediglich diese Zusatzinvestition wäre dann den Kosten eines Großkraftwerks gegenüber zu stellen. Würde man dann noch den Einkauf der Primärenergie (Gas, Öl, Biomasse) und den Vertrieb der erzeugten elektrischen Energie bündeln, so wären auch günstigere Einkaufspreise bei der Primärenergie und bessere Vergütungen für den erzeugten Strom möglich.

Denkbar wäre zum Beispiel die Organisation von vielen dieser kleinen Energieerzeugern in Genossenschaften. Die Investition in die Energieversorgungsanlage wäre jeweils der Anteil, der eingebracht werden muss. Dieser könnte ähnlich einer Spareinlage verzinst werden. Zusätzlich erhält jeder "Genosse" einen Anteil aus den vermarkteten Strommengen.

Dass viele produktiv miteinander arbeiten können, wenn Mittel und Infrastruktur das zulassen, zeigen Internet, Open-Source-Szene und Wikis. Mit der heutigen Technik wäre es möglich, dass Energie - wie Informationen - von Jedem, der über einen Zugang verfügt, in große Netzwerke eingespeist und über diese Netze bezogen werden könnte.

Vielleicht ist es Zeit für Energie 2.0.


Weitere Hintergrundinformationen und Details zur Technik siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Virtuelles_Kraftwerk

Energie - Fachzeitschrift: http://www.energy20.net/pi/index.php?StoryID=360

Informationen zu technischen Detailfragen modular aufgebauter Versorgungsnetze: http://www.iset.uni-kassel.de/abt/FB-A/publication/2007/Schlussbericht%20ModSy3.pdf

Ein ausführlicher Artikel zum Thema findet sich hier: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/15/15749/1.html

Eine Studie im Auftrag des Umwelt-Bundesamtes zur Einbindung von Brennstoffzellen in die dezentrale Energieversorgung: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2913.pdf

...oder einfach Google fragen: http://www.google.de/search?q=virtuelles+Kraftwerk+Forschung

Persönliche Werkzeuge