Sennet Richard

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Richard Sennett (* 1. Januar 1943 in Chicago, Illinois) ist ein US-amerikanischer Soziologe. Der Sohn russischer, kommunistischer Einwanderer, lehrt Soziologie und Geschichte an der New York University und der London School of Economics. Seine Hauptforschungsgebiete sind Städte, Arbeit und Kultursoziologie. Wikipedia

Richard Sennet hat mit den Büchern Der+flexible+Mensch GoogleTM und Die+Kultur+des+neuen+Kapitalismus GoogleTM die Auswirkungen unserer modernen Industriegesellschaft auf den Einzelnen und die gesellschaftlichen Grundlagen beschrieben. Dabei findet er eine angenehm unaufgeregte Sprache, die trotzdem die beunruhigenden Aussagen nicht herunterspielt.

Viele Probleme auf die seine Analysen hinweisen, sind nach wie vor gültig und bis heute gibt es für sie nicht einmal den Versuch geeignete Lösungen zu finden. Ein wesentlicher Punkt auf den Sennet aufmerksam macht, ist der Bedeutungsverlust großer Teile der Gesellschaft. Der Einsatz immer effizienterer Maschinen in allen Lebensbereichen und die inzwischen globale Arbeitsteilung in allen Wirtschaftsprozessen führt dazu, dass immer weniger Menschen zur Aufrechterhaltung unserer Versorgung notwendig sind. Gleichzeitig werden aber immer noch die alten Maßstäbe von Fleiß und Leistung herangezogen, um den Wert eines Menschen für die Gesellschaft zu definieren. Wer keine Arbeit bekommt, hat sich nicht genug bemüht! Wer arm ist, hat nicht genug gearbeitet.

Vermeintliche Rezepte gegen die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit sind lebenslanges Lernen, Mobilität und soziale Flexibilität. Tatsächlich führen diese "Rezepte" aber zu einer Auflösung unserer bisherigen gesellschaftlichen Grundlagen, ohne das ein Ersatz in Sicht wäre. Und funktionieren tun die Rezepte denn auch selten: lebenslanges Lernen wird zur oberflächlichen Aneignung von "marktfähigem" Wissen reduziert - Mobilität und Soziale Flexibilität erodieren soziale Netzwerke und verhindern verbindliche Beziehungen.

Herr Sennet ist übrigens ein rotes Tuch für Figuren wie Matthias Horx, die im "ständigen Wandel" das große Glück sehen.

"Kein Wort finden wir in Sennetts Sozialfeuilleton (denn genau das sind seine Bücher; genauso schön und sonor geschrieben wie Ulrichs Becks Sonaten zur Individualisierung) zu den gewaltigen Opfern jener Zeit, in denen die Lebensverhältnisse nach Sennett noch stabil, berechenbar, kontinuierlich blieben...Nein, Sennett verirrt sich nicht zu den Orten, wo sich tatsächlich die Kultur des neuen Kapitalismus in all seiner verwirrenden Vielfalt zeigt. Man gehe in die neue Fabrik von BMW in Leipzig - und staune über die neue Integration von Wissensgenerierung und Produktion, Ästhetik und Leistung, Bindung und Flexibilität. Man sehe sich die Qualifikationsbögen für das 5000 x 5000-Programm bei VW an - und wundere sich über eine Arbeitswelt, in der selbst in der industriellen Produktion Teamwork und Eigensinn großgeschrieben werden. Über Nokia hieß es neulich in einer Management-Zeitschrift: "Den neuen Führungsstil prägt eine seltsame Mischung aus knallhart und butterweich. Wenn es um Zahlen geht, herrscht unerbittliches amerikanisches Finanzmanagement. Wenn es um Menschen geht, überwiegen die weichen skandinavischen Werte: Offenheit und Respekt."

(Herr Horx über Mr. Sennet, in der Welt 2005 als die Welt noch in Ordnung und Nokia noch in Bochum war.)

Pikantes Detail: Herr Horx ist in Berater - einer dieser Spezies, die Sennet in seinem Buch sehr präzise beschreibt:

"Berater sind ein wesentlicher Bestandteil moderner bürokratischer Macht. Sie schmieren die Maschinerie... In der Praxis treten Berater nur selten selbst in das von ihnen umstrukturierte Unternehmen ein. Auch vermeiden sie es, Verantwortung zu übernehmen." (Zitat aus "Die Kultur des neuen Kapitalismus", Richard Sennet, Berlin Verlag GmbH 2005)

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