Offener Brief an die Grünen 2022

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Liebe Grüne,

wir müssen reden! Ich bin seit den 80iger Jahren treuer Wähler der Grünen, weil ich dort die relevanten Dimensionen einer komplexen Industriegesellschaft am klügsten berücksichtigt fand:

Doch in der Corona-Krise musste ich entsetzt feststellen, von welchem "Mindset" Euer Spitzenpersonal getrieben wird. Was sich da in den sozialen Medien zeigte, war weit weg von einer konstruktiven Diskussion. Da wurden und werden Menschen, die sich nicht impfen lassen als asozial, egoistisch und rücksichtslos gebrandmarkt. Manche gehen so weit, eine medizinische “Sonderbehandlung” – sprich kostenpflichtige Behandlung, Verzicht auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und ähnliches – zu fordern. Die Schubladen “Verschwörungstheoretiker”, “Schwurbler” oder “menschenverachtende Zyniker” wurden hervorgeholt, um Kritiker wie Herrn Streeck, Herrn Stöhr, Frau Guerot und Herrn Precht dort unterzubringen. Und die Eigene Vorsicht wurde zur sozialen Heldentat stilisiert.

So geht das nicht! Ich bin weder Impfgegner noch glaube ich an Globulis und Aluhütchen. Aber ich erinnere mich sehr gut an die öffentliche Diskussion über die Kernenergie in den 70iger-80iger Jahren:

  • Experten rechneten uns vor, dass der Nutzen gewaltig, das Risiko minimal wäre
  • Politiker beschimpften Kernkraftgegner als asozial, weil sie die den Blackout und gigantische Energiepreiserhöhungen in Kauf nähmen
  • Branchenvertreter propagierten die Atomenergie als Voraussetzung für unseren Wohlstand

Trotzdem habt ihr konsequent eure Linie beibehalten und die Kernenergie – zu recht – weiter bekämpft. Wie sich zeigte, lagen die Experten zwar statistisch und theoretisch richtig – aber in der Realität falsch. Es gab innerhalb weniger Jahre 2 Jahrtausendereignisse!

Und heute?

  • (einige) Experten rechnen uns vor, dass der Nutzen der Impfung gewaltig, das Risiko minimal wäre.
  • Politiker – auch Grüne – beschimpfen Menschen, die diese Kosten-Nutzenrechnung anders bewerten, als asozial, weil sie die Überlastung der Krankenhäuser billigend in Kauf nähmen.
  • medizinische Interessenvertreter beschwören strenge Maßnahmen, von denen sie selbst profitieren und beschimpfen Richterlein

Und jetzt? Es deutet sich an, dass die Wirkung der Impfung nicht ganz so vielversprechend ist. Wenn es gut geht, kann zumindest der Schutz vor starken Krankheitssymptomen durch eine Impfung erhöht werden – ob dauerhaft ist noch offen. Damit wäre immerhin der Selbstschutz möglich. Aber ein Schutz Anderer ist – das zeigen die Entwicklungen in vielen Ländern – auch mit einer 100% Impfquote nicht gegeben. Und die Null-Covid-Strategie einiger Experten – dass zeigen China und Nord-Korea – ist auch mit den martialischen Methoden einer Diktatur nicht umzusetzen.

Und in dieser ungewissen Situation verlangte eure bayrische Vertreterin ein “Bekenntnis” zur Impfung! Und Herr Dr. Dahmen mahnt und raunt im Schatten von Herrn Lauterbach – ohne wissenschaftlich belastbare Belege. Was hat das mit wissensbasiertem Handeln zu tun?

Mit dieser Hetze gegen Zweifler an der Sicherheit der Impfung geht ihr zudem ein großes Risiko ein. Wenn sich die Impfung gegen Corona als untaugliches Mittel gegen die Eindämmung der Sterberate erweist – oder wenn sich wider Erwarten doch Schäden in der Zukunft herausstellen – werdet ihr für Jahre das Impfen massiv diskreditiert haben.

Dass ihr ganz nebenbei euren Kampf gegen eine ungeregelte Biotechnik und für indiviuelle Entscheidungsfreiheit diskreditiert, ist für einen Grünenwähler bitter. Das Verspeisen einer mit Crispr-Cas9 veränderten Tomate ist gefährlich – ein direkt injizierter RNA-Schnippsel mit einer künstlichen Lipidhülle (Nanopartikel!) harmlos?

Wenn diese Haltung den wahren “Mindset” der grünen Spitzenpolitiker offenbart, ist die Warnung vor einer Öko-Diktatur mancher politischer Gegner weniger unrealistisch als ich bisher dachte.

Es ist ernüchternd, dass konservative Medien wie FAZ, Welt oder Züricher Zeitung hier eine offenere und kritischere Diskussion führen als TAZ, Süddeutsche oder Spiegel.

Öko ist nichts, ohne gesellschaftlichen Konsens – und der muss auch Minderheiten einbeziehen. Ich hoffe, ihr kommt zur Einsicht und regelt Euren Empörungslevel gegenüber Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, herunter und konzentriert Euch auf die echten Themen:

  • angemessene personelle Ausstattung von Krankenhäusern
  • Entlastung der Krankenhäuser von dem kontraproduktiven Kostendruck
  • angemessene Bezahlung (z.B. Mindestgehalt =1/10 der Spitzengehälter in der Einrichtung)
  • systematische wissenschaftliche Begleitung bei gesellschaftlich relevanten Ereignissen – nicht durch (handverlesene) Expertenrunden, sondern durch echte Forschung (fragt mal Prof. Antes, wie es um evidenzbasierte Studien im Zusammenhang mit Corona steht!).
  • geschützte Bürgerräte, in denen Bürger aus allen Bereichen und Schichten gemeinsam mit Experten geschützt (d.h. ohne die Beaufsichtigung und ständige Kommentierung durch Medien) im Dialog/Disput Lösungen erörtern können.

Mit besten Grüßen

Hans Dampf

P.S. mir scheint, dass ihr es auch in der Ukraine-Krise nicht schafft, eine zielführende Diskussion ohne moralische und emotionale Aufrüstung zu führen. Als Lumpen-Pazifist und Kriegsdienstverweigerer gehöre ich bereits seit den 70iger Jahren zur 5. Kolonne Moskaus. Heiner Geisler hat mich bereits 1983 für Auschwitz verantwortlich gemacht. Da stecke ich den Vorwurf Anton Hofreiters zur “paternalistischen deutschen Arroganz” doch mit links weg! Es gibt Haltungen, die ändert man nicht, weil etwas in der Nähe passiert und nicht weit weg! Warum habt Ihr die Taliban in Afghanistan nicht zur Verhandlungsbereitschaft bomben lassen, wenn das die Lösung für die Befriedung eines Konfliktes ist?

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