Fragen zu Intelligenz und Bewusstsein

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Zweitausendneunzehn

alle reden über künstliche Intelligenz. Man prophezeit uns wahlweise die Lösung aller Probleme oder das Ende der Menschheit. Experten aus den KI-Labors vermelden immer neue Superfähigkeiten, die ihre Maschinen angeblich haben. Die Industrie träumt von Maschine-Mensch Kollaboration, von Innovationsschüben durch lernende Algorithmen und verspricht mehr Raum für Kreativität und Freiheit am Arbeitsplatz. Militärs und Polizei versprechen uns die totale Sicherheit, wenn wir ihnen die notwendige Handlungsfreiheit zur Nutzung der neuen Technologien geben.

Gleichzeitig stecken in unseren Köpfen Bilder von denkenden Maschinen, wie sie uns in unzähligen Filmen und Geschichten - von Metropolis über 2001 Odyssee im Weltraum bis Blade Runner - erzählt wurden. Sie machen vielen Angst und manchen Hoffnung. Aber sie helfen uns wenig bei der Einschätzung von Chancen und Risiken und beantworten keine der grundlegenden Fragen:


Was ist Intelligenz?

Die Definitionen von Intelligenz orientierten sich ausnahmslos an menschlichen Fähigkeiten: Sprache, logisches Schließen, Mathematik, Erkennen von Kausalitäten - all das verbinden wir mit Intelligenz. Ein System, dass diese Fähigkeiten repräsentiert, erscheint uns intelligent. Doch diese Sicht ist äußerst reduziert und verdeckt die unendliche Fülle an intelligenten Strukturen in der Natur. Ein einfacher Schleimpilz verfügt über die inhärente "Intelligenz" zur Optimierung seiner Körperstruktur, um jeden Teil mit geringstem Aufwand versorgen zu können. Ein Bakterium verfügt bereits über Fähigkeiten, seine Umwelt wahrzunehmen, darauf zu reagieren und mit anderen Bakterien zu kommunizieren.

Bevor wir also über künstliche Intelligenz schwadronieren, wäre es angebracht, den Begriff der "Intelligenz" zu präzisieren. Es braucht eine neue Theorie der Intelligenz, die die Erkenntnisse und Fähigkeiten aus den KI-Labors mit den Erkenntnissen der Biologie und Verhaltensforschung, der Neurowissenschaften und der Ökologie verbindet und einen neuen umfassenden Intelligenzbegriff - ohne anthroprozentrische Täuschungen - begründet.

Als Anregung schon mal die 2 Hauptsätze der künstlichen Intelligenz:

Was ist Bewusstsein?

Jeder Mensch ist sich ohne jeden Zweifel seiner selbst bewusst. Es ist tatsächlich die einzige unmittelbare Wahrnehmung, die einem Individuum zur Verfügung steht. Jede andere Wahrnehmung ist von außen geprägt und durch die Begrenzung unserer Sinne und die nachgeschalteten neuronalen Prozesse verfälscht und reduziert. Deshalb ist es uns unmöglich, das Bewusstsein eines anderen Lebewesens unmittelbar wahrzunehmen.

Unsere Wahrnehmung der Welt um uns gibt immer nur einen Bruchteil der Wirklichkeit wieder, die von unserem Gehirn zu einem konsistenten Bild rekonstruiert wird. Aufgrund seiner evolutionären Entwicklung und Anpassung ist es dabei sehr gut. Wenige Informationen genügen uns, um Objekte zu unterscheiden, die richtigen Schlüsse zu ziehen und adäquat in dieser Wirklichkeit zu handeln. Unser Gehirn füllt die Lücken der Wahrnehmung und Erkenntnis. Aber es tut dies auf eine Weise, die unserem Bewusstsein verborgen ist - ebenso wie das Denken und Fühlen anderer Lebewesen.

Aber auch beim Bewusstsein fehlt uns eine sinnvolle theoretische Herangehensweise. Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde der Begriff des "Bewusstseins" von vielen Wissenschaftlern sehr reduziert angewendet oder gar ignoriert. Da man es nicht messen konnte, existierte es nicht. Mit den Fortschritten in der KI und den Erkenntnissen aus der Verhaltensforschung und der Biologie zeigt sich jedoch, dass hier ein riesiges Feld der Erkenntnis liegen könnte, das beackert werden sollte. Wie kann Bewußtsein definiert werden? Wann beginnt Bewusstsein? Ist Bewusstsein ohne Gefühl möglich?

Wir postulieren heute, dass unsere Gehirnaktivitäten ausschließlich auf den neuronalen Prozessen von vielen miteinander vernetzten Gehirnzellen beruhen. Demnach kann ein Bewusstsein alleine aus der sinnvollen Vernetzung unendlich vieler, unbewusster Teilsysteme entstehen. KI-Propheten argumentieren deshalb, dass sich bei genügend komplexen Prozessorsystemen und Algorithmen automatisch Bewusstsein bilden würde. Aber dies ist nicht mehr als eine "Phantasie" ähnlich der Geschichte von Frankenstein.

Wir kennen nicht die wirklichen Voraussetzungen für Bewusstsein. Ist es denkbar, dass auch wir Teilchen eines höheren Systems sind, dass auf einer höheren, uns nicht zugänglichen Ebene, über Bewusstsein verfügt? Ist die Geschichte der "Gaia" gar nicht so phantastisch? Verfügen Ökosysteme über ein höheres Bewusstsein?

Wir wissen es nicht. Wir haben noch nicht einmal angemessen stringente Kriterien für die Vermutung von Bewusstsein. Unser einziger Zugang, über den Menschen bisher verfügen, ist unsere eigene empathische Fähigkeit. Wir können andere Lebewesen beobachten und aus ihrem Handeln auf deren innere Zustände und Gefühle schließen. Das tun wir bei Tieren - und heute auch bei Maschinen. Bei den Maschinen merken wir nun, dass unsere Empathie durch geschickte Manipulation ausgetrickst werden kann. Aber gilt dies auch bei Tieren? Haben Tiere kein Bewusstsein, keine Gefühle über sich selbst, obwohl wir doch ihre Gefühle offensichtlich spüren können?

Auch die Fragen des Bewusstseins sollten dringend durch die Wissenschaften aufgegriffen werden, um sie nicht den Methaphysikern und Phantasten zu überlassen.

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