Faktor Pi

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Version vom 19:39, 30. Mär. 2008 bei Chantal Schumpeter (Diskussion | Beiträge)
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Aus gegebenem Anlass

Nachdem die vermeintlich "technikfeindliche" rot-grüne Regierung das Projekt "Transrapid" nicht als Leuchtturm-Projekt mit Steuergeldern unterstützen wollte (...und es der Deutschen Bahn zu teuer war), sprang der Hi-Tech-Papst Stoiber in die Bresche und verkündete die Errichtung einer Transrapid-Strecke zwischen München und dem Franz-Josef-Strauß Flughafen. Dieses Projekt sollte beweisen, dass Deutschland zu Großem in der Lage wäre. Es sollte die überragende Technik der Magnetschwebebahn demonstrieren und für ungezählte Folgeaufträge aus aller Welt sorgen.

Ganz so kam's dann doch nicht. Das Projekt wurde im März 2008 gestoppt wegen einer Verdopplung der Kosten innerhalb eines halben Jahres. Nun ist die Empörung groß. Besonders die Politik simuliert tiefe Betroffenheit und Unverständniss über diese "Kostenexplosion".

Das zeigt uns eines: Viele Politiker sind schlicht zu dumm, technisch-naturwissenschaftlich ungebildet und nicht in der Lage, die Vorgehensweise von betriebswirtschaftlich arbeitenden Unternehmen zu verstehen. Natürlich wollten die am Transrapid beteiligten Unternehmen diese Technik realisiert sehen - aber nicht auf eigene Kosten. Sie wollen ihr System verkaufen und damit Gewinne machen. Dabei ist es eine übliche Verfahrensweise, zusammen mit der Politik "Projekte" zu initieren. Die lässt man sich fördern und wenn die Kosten dann mit der Zeit steigen, schiebt der Staat in kleinen Raten nach. Immer wieder findet man in öffentlich geförderten oder beauftragten Projekten enorme Kostensteigerungen. Es scheint geradezu naturgesetzlich, dass zwischen den geschätzten Kosten und den tatsächlichen Kosten öffentlicher Projekte immer der Faktor PI steht: staht 1.000.000 € kostet das Hallenbad am Ende 3.140.000 €. (Kleiner Tip: überprüfen Sie das mal an den letzten Bauprojekten Ihrer Kommune)

Natürlich weiss man in der Industrie, dass ein Projekt nur eine Chance hat, wenn man klein und überschaubar anfängt. Deshalb sorgen sie von Anfang an dafür, dass ihnen von "Sachverständigen", "Gutachtern" und anderen Mietmäulern das Projekt als 100% sicher, wirtschaflich und 1A dargestellt wird. Man muss ja nicht alles so pessimistisch sehen. Man kombiniere alle optimalen Randbedingungen und ermittle die unter den denkbar günstigsten Annahmen anfallenden Kosten: dann klappt's auch mit der Förderung. Nachdem das Projekt dann genehmigt und gefördert wird, passt man es Schritt für Schritt der Wirklichkeit an.

Im Falle des Transrapid hat sich die Wirklichkeit leider etwas zu schnell geändert: Stahl- und Rohstoffpreise im Anlagenbau sind explodiert. Da wurde die "Anpassung" dann auffällig groß.


Chantal Schumpeter 21:39, 30. Mär 2008 (CEST)

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