Fülle und Maßlosigkeit

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Version vom 11:29, 30. Sep. 2007

In dem Buch Mythos der Maschine führt Lewis Mumford den Begriff der Fülle als eine wesentliche Charakteristik des Organischen ein. Fülle - das ist etwas von allem - im Gegensatz zur Maßlosigkeit die alles von etwas anstrebt. In der Technik ist Fülle eine seltene Erscheinung. Am ehesten findet man sie im Handwerk und in der Kunst, wo sie sich als Vielfalt kultureller Techniken zeigt, die mit den örtlichen Gegebenheiten, den kulturellen Rahmenbedingungen und den Möglichkeiten der Menschen variieren.

In der modernen industriellen Technik findet man dagegen überall das Prinzip der Maßlosigkeit: immer schneller, größer, stärker, mächtiger - immer mehr vom immer Gleichen. Gewaltige technische Systeme - maßlos in ihrer Komplexität aber starr und eindimensional was ihre Funktionen und Aufgaben betrifft. Kraftwerke, so groß, dass sie Millionen Menschen gleichzeitig mit Energie versorgen können - aber auch Millionen Menschen in direkter Abhängigkeit an sich binden. Industrieanlagen die Milliarden gleiche Hamburger produzieren - mit dem immer gleichen Geschmack für Menschen die immer mehr essen und immer weniger schmecken. Da ist kaum Platz für neue Ideen, für Variationen, für Alternativen - es sei denn, sie versprechen noch größere Systeme, noch mehr Energie, noch mehr Macht.

Es scheint, als wohne der industriellen Großtechnik die Maßlosigkeit regelrecht inne - eine Maßlosigkeit, die nicht davor zurückschreckt, Millionen Menschen industriell zu "beseitigen" oder den gesamten Planeten in eine betonierte Müllhalde zu verwandeln. Damit unterscheidet sie sich gravierend von allen natürlichen Systemen, deren unglaubliche Fülle an Möglichkeiten, Variationen und Konzepten unsere Vorstellungskraft übersteigt.


FülleMaßlosigkeit

(Quelle der Bilder: CD-Photosammlung)

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