Technik und Demokratie

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Ein noch unbestelltes Feld für eine mehr oder weniger informelle Zusammenarbeit großer Gruppen ist die Energieversorgung. Dabei sind - zumindest bei der Stromversorgung - ähnliche Netzstrukturen vorhanden, wie wir sie von der Telekommunikation kennen. Strom kann an beliebiger Stelle eingespeist und entnommen werden. Damit ist es denkbar, dass sich viele kleine Einheiten über ein Stromnetz "austauschen". Koordiniert werden könnte ihr Betrieb mit Hilfe moderner Netzwerktechniken (Inter- und Intranet). Das Konzept ist unter dem Begriff [[virtuelles Kraftwerk]] bekannt.
Ein noch unbestelltes Feld für eine mehr oder weniger informelle Zusammenarbeit großer Gruppen ist die Energieversorgung. Dabei sind - zumindest bei der Stromversorgung - ähnliche Netzstrukturen vorhanden, wie wir sie von der Telekommunikation kennen. Strom kann an beliebiger Stelle eingespeist und entnommen werden. Damit ist es denkbar, dass sich viele kleine Einheiten über ein Stromnetz "austauschen". Koordiniert werden könnte ihr Betrieb mit Hilfe moderner Netzwerktechniken (Inter- und Intranet). Das Konzept ist unter dem Begriff [[virtuelles Kraftwerk]] bekannt.
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Weitere Quellen sind z.B. unter http://www.schader-stiftung.de/schader_stiftung/584.php zu finden

Version vom 15:53, 27. Nov. 2007


Inhaltsverzeichnis

Wie Technik die Gesellschaft beeinflusst

Das Technik die Entwicklung des Menschen und damit auch die Art zu leben massiv beeinflusst, steht außer Frage: kaum ein großes geschichtliches Ereignis, dass ohne assistierende technische Hilfsmittel stattgefunden hätte. Die Art und Weise, wie Technik Einfluss auf unsere Entwicklung und auf die Gesellschaft nimmt, ist dagegen schwer zu beschreiben. Sicherlich kann man eine gegenseitige Wechselwirkung annehmen: bestimmte gesellschaftliche Rahmenbedingungen fördern die Entwicklung und Ausbreitung bestimmter Techniken und umgekehrt. Deshalb wäre es wichtig, die Bedingungen für mögliche Einflüsse zu kennen. Welche Technik fördert welche Gesellschaft? Passen Riesenstauseen und Kernfusion zu pluralistischen Gemeinschaften - oder erfordern sie Zentralismus und Uniformität? Wie verteilt sich Macht, wenn Produktionsanlagen nur noch von Großinvestoren finanziert werden können? Und was geschieht mit Meinungsvielfalt, wenn Medienerzeugnisse nur noch mit teurem Equipment produziert werden können? Die Entscheidung für oder gegen eine Technik ist immer auch eine Entscheidung über unsere gesellschaftliche Zukunft.

Anforderungen und Voraussetzungen für eine "demokratische" Technik

Setzen wir einmal stillschweigend voraus, dass ein demokratisches Gesellschaftssystem für die meisten Menschen erstrebenswerter ist - wobei mit "demokratisch" mehr als ein bloßer regelmäßiger Wahlformalismus gemeint ist. Welche Anforderungen muss Technik erfüllen, damit sie diese Form des Zusammenlebens unterstützt und nicht unterminiert. Hier ein paar Vorschläge:

  1. Sie muss offen für Anpassungen und Änderungen sein. Einmal getroffene Entscheidungen müssen ohne Gefahr für die Gesellschaft zurückgenommen werden können, wenn sie sich als uneffektiv oder schädlich erweisen.
  2. Sie darf nicht dem "Alles oder Nichts"-Prinzip folgen. Es muss immer Auswege geben, falls etwas nicht klappt.
  3. Sie muss ausreichend Optionen zulassen. Die Zukunft ist offen - deshalb sollten immer Alternativen möglich sein.
  4. Sie muss in weiten Grenzen skalierbar sein. Technik die nur im Großen funktioniert zwingt zur Größe und verhindert Vielfalt.
  5. Die Menschen müssen die Technik verstehen. Ohne das notwendige Wissen können die Menschen nicht über Technik entscheiden.
  6. Technik muss den Menschen zugänglich sein. Technik darf nicht nur exklusiven Gruppen nützen.

Technisches Wissen teilen

Eine wichtige Voraussetzung für eine demokratische Technik ist Offenheit. Entwicklung und Nutzung muss sich auf möglichst viele Menschen verteilen. Technik die im geheimen entwickelt, deren Einsatz von Wenigen initiert und durchgesetzt wird und aus der nur eine Minderheit direkten Nutzen zieht, wird kaum demokratischen Ansprüchen gerecht.

Mit der Open-Source Bewegung wurde diese Offenheit in nie gekannter Weise umgesetzt und sie hat in den letzten Jahren eine unerhörte Vielfalt an Ideen und Produkten geschaffen. Leider beschränken sich die wesentlichen Entwicklungen auf den Bereich der Software. Bis heute ist es noch nicht gelungen, andere technische Systeme mit diesem Konzept erfolgreich zu entwickeln und umzusetzen. Open-Design stellt hier einen ersten zaghaften Versuch dar, doch ist man von einem tragfähigen Arbeitsprinzip noch weit entfernt. Ein Vergleich von Open-Source im Softwarebereich und Open-Design zeigt wo die Schwierigkeiten liegen:

Open-Source (Software)Open-Design (Hardware)
Hoher Kostenanteil für EntwicklungHoher Kostenanteil für Produktion und Vertrieb
geringe Kosten für Designwerkzeug (Compiler, Editoren)hohe Werkzeugkosten für Designwerkzeug (Berechnungssoftware, Finite Elemente, CAD)
vernachlässigbare Kosten für "Produktion" (kopieren)sehr hohe Kosten für Produktion
geringe Medienvielfalt (Text, Grafik, Ton)große Materialvielfalt, viele Einzelteile
einfache ModularisierungModularisierung komplex oder garnicht möglich
Produktion durch Kopieren hat keinen Einfluss auf DesignProduktionsbedingungen sind neben der Funktion maßgebend für Design
Fehlerbeseitigung ist einfachFehlerbeseitigung ist komplex
Design, Produktion und Anwendung erfolgen mit den gleichen Mitteln und erfordern ähnliche Fähigkeiten (Computer)Design, Produktion und Anwendung erfolgen mit völlig unterschiedlichen Mitteln mit unterschiedlichen Anforderungen an Fähigkeiten

Aus diesem Vergleich lassen sich bereits einige Kriterien für erfolgreiches Open-Design ableiten. Open-Design ist dort möglich, wo folgende Bedingungen erfüllt sind:

  • Modularisierung möglich
  • verhältnismäßig geringe Produktionskosten
  • einfacher Entwicklungsprozess einschließlich der Produktion
  • geringe Material- und Komponentenvielfalt
  • Nutzen für Designer und Produzenten
  • Bereitstellung kostengünstiger Designwerkzeuge (z.B. Open-Source CAD, Google Sketchup usw.)

Gemeinsam Technik entwickeln

Unter diesen Voraussetzungen müsste Open-Design zu erfolgreichen Ergebnissen führen. Mit zunehmender Erfahrung mag die Komplexität von Projekten sogar zunehmen. Als Anregung hier ein paar Vorschläge für Projekte, die sich als Open-Design-Projekte umsetzen ließen:

ProjektBeschreibungKriterien für Open-Design
Entwurf von Möbeln (z.B. [1])Erstellung des Designs mit Detailzeichnungen und MateriallistenÜberschaubarer Designprozess, überschaubarer Produktionsprozess, Marketingeffekt für Designer, schnellere Marktverfügbarkeit für Produzenten (Schreiner, kleine holzverarbeitende Betriebe)
Entwurf von Kleidung (z.B. [2])Erstellung des Designs mit Detailzeichnungen und MateriallistenÜberschaubarer Designprozess, überschaubarer Produktionsprozess, Marketingeffekt für Designer, schnellere Marktverfügbarkeit für Produzenten (Schneider, kleine textilverarbeitende Betriebe)
Architektur (z.B. [3])Erstellung von Planunterlagen für Räume, Wohnhäuser, fertige Statik, AnfrageunterlagenDesignprozess kann von Einzelnen oder in kleinen Gruppen noch bewältigt werden, Grunddesign kostenlos - Variationen und Anpassungen durch Architekten gegen Bezahlung
SpielzeugErstellung des Designs mit Detailzeichnungen, Anleitungen und MateriallistenÜberschaubarer Designprozess, überschaubarer Produktionsprozess, Marketingeffekt für Designer, schnellere Marktverfügbarkeit für Produzenten
beliebige technische Module (z.B. [4]) Erarbeitung von technischen Modulen für unterschiedliche Zwecke, die leicht kombiniert und variiert werden könnenüberschaubarer Design- und Produktionsprozess des einzelnen Moduls (geringe Material- und Teilevielfalt), Komplexität durch Kombination und Variation der Module
technische Objekte aus vorhandenem Material (z.B. [5])Nutzung vorhandener Materialien und Produkte um daraus neue technische Objekte zu kreierenüberschaubarer Designprozess, einfache Produktion unter Verwendung vorhandener Materialien und Produkte


Gemeinsam Energie erzeugen

Ein noch unbestelltes Feld für eine mehr oder weniger informelle Zusammenarbeit großer Gruppen ist die Energieversorgung. Dabei sind - zumindest bei der Stromversorgung - ähnliche Netzstrukturen vorhanden, wie wir sie von der Telekommunikation kennen. Strom kann an beliebiger Stelle eingespeist und entnommen werden. Damit ist es denkbar, dass sich viele kleine Einheiten über ein Stromnetz "austauschen". Koordiniert werden könnte ihr Betrieb mit Hilfe moderner Netzwerktechniken (Inter- und Intranet). Das Konzept ist unter dem Begriff virtuelles Kraftwerk bekannt.


Weiterführende Informationen

Weitere Quellen sind z.B. unter http://www.schader-stiftung.de/schader_stiftung/584.php zu finden

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