Der determinierte Mensch
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- | Wie groß die Variationsmöglichkeiten auf den verschiedenen Ebenen sind, hängt übrigens nicht vom Zufall ab - oder vom System, von der Schule, der Erziehung oder dem Wetter - sondern wird auch durch unser genetisches Erbe beeinflusst. Deshalb ist es sehr schwierig, den Anteil der "angeborenen" Eigenschaften und den der "erworbenen" Eigenschaften zu benennen. Unsere Gene geben uns die Grenzen unserer körperlichen und geistigen Fähigkeiten vor - aber sie bestimmen weder darüber, wie weit wir diese Grenzen ausnutzen noch wie weit wir sei ausnutzen können oder [[Macht Ohnmacht Freiheit|dürfen]]. | + | Wie groß die Variationsmöglichkeiten auf den verschiedenen Ebenen sind, hängt übrigens nicht nur vom Zufall ab - oder vom System, von der Schule, der Erziehung oder dem Wetter - sondern wird auch durch unser genetisches Erbe beeinflusst. Deshalb ist es sehr schwierig, den Anteil der "angeborenen" Eigenschaften und den der "erworbenen" Eigenschaften zu benennen. Unsere Gene geben uns die Grenzen unserer körperlichen und geistigen Fähigkeiten vor - aber sie bestimmen weder darüber, wie weit wir diese Grenzen ausnutzen noch wie weit wir sei ausnutzen können oder [[Macht Ohnmacht Freiheit|dürfen]]. |
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Version vom 15:11, 28. Dez. 2020
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Der determinierte Mensch
Die modernen Naturwissenschaften haben das Bild vom Menschen in den letzten Jahrzehnten gravierend verändert. Neue Geräte und Messmethoden erlauben immer genauere und tiefergehende Beobachtungen der menschlichen Natur. Die Idee des Dualismus aus Körper und Geist verliert immer mehr an Plausibilität. Stattdessen scheint die Grundlage der menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten ausnahmslos in seinen biochemischen Strukturen und Prozessen zu liegen. Es scheint, als ließe sich das Wunder des Menschseins auch ohne eine geheimnisvolle Seele erklären. Aber heisst das auch, dass sich "der Mensch" wie ein biochemischer Prozess vorhersagen und planen lässt? Dass er letztendlich wie ein Uhrwerk oder eine Maschine funktioniert, bis ins letzte determiniert- und durch eine Maschine simuliert werden kann?
Die deterministische Verblendung
Tatsächlich kann man annehmen, dass unsere Natur vollständig auf Gesetzmäßigkeiten und Kausalzusammenhängen beruht und versuchen, dies anhand einzelner Zusammenhänge zu belegen. Trotzdem bleibt es bei einem komplexen System - und der Mensch ist gewiss ein komplexes System - unmöglich, die Gesamtheit zu erfassen und vorauszuplanen. Die simple Idee, der Mensch sei auch "nur" eine Maschine, ignoriert die besondere Struktur des Lebens. Komplexe lebendige Systeme sind eben keine Uhrwerke - keine Maschinen. Es ist kein Widerspruch zwischen der Annahme vollständiger Determiniertheit und einer Freiheit in der Entscheidung, wie sie jeder Mensch fühlen kann.
Die Freiheit des Lebens
Der Mensch besteht aus unzähligen explorativen Einheiten, die sich nicht streng nach Plan verhalten, sondern die sich parallel entwickeln und dabei auch an äußeren Einflüssen aus der Umwelt orientieren. In der folgenden Grafik sind die verschiedenen Ebenen aufgeführt, die unsere menschlichen Eigenschaften und deren Variation beeinflussen. Jede Ebene verfügt über einen mehr oder weniger großen Spielraum für Variationen. Das heisst: auch wenn wir genetisch in vielen Punkten festgelegt sind, gibt es immer noch genügend Freiheitsgrade, um die eigene Entwicklung zu verändern. Manche dieser Freiheitsgrade unterliegen unserem direkten Einfluss. Und auf allen Ebenen kann uns das "Schicksal" einen Strich durch die Rechnung machen - oder wir dem Schicksal.
Wie groß die Variationsmöglichkeiten auf den verschiedenen Ebenen sind, hängt übrigens nicht nur vom Zufall ab - oder vom System, von der Schule, der Erziehung oder dem Wetter - sondern wird auch durch unser genetisches Erbe beeinflusst. Deshalb ist es sehr schwierig, den Anteil der "angeborenen" Eigenschaften und den der "erworbenen" Eigenschaften zu benennen. Unsere Gene geben uns die Grenzen unserer körperlichen und geistigen Fähigkeiten vor - aber sie bestimmen weder darüber, wie weit wir diese Grenzen ausnutzen noch wie weit wir sei ausnutzen können oder dürfen.