Evolution und Gesellschaft
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- | An dieser Stelle setzen gerne sozialdarwinistische Ideen an, postulieren einen Kampf um's Überleben und leiten daraus das Recht des Stärkeren ab: Eliten sind | + | An dieser Stelle setzen gerne sozialdarwinistische Ideen an, postulieren einen Kampf um's Überleben und leiten daraus das Recht des Stärkeren ab: Eliten sind deshalb Eliten, weil sie klüger, schöner und stärker sind. |
- | + | Tatsächlich verfügen sie aber nur über mehr Macht und finanzielle Möglichkeiten. Dies erlaubt es ihnen, sich nach außen mit entsprechenden Attributen zu versehen. Stärke wird durch ein käufliches Automobil simuliert, Schönheit durch entsprechendes chirugisches Tuning und Intelligenz durch Bücher, die man sich von anderen schreiben lässt. Damit haben all die scheinbar überragenden Eigenschaften unserer Machteliten wenig mit "erblichen" Fähigkeiten zu tun und können auch nicht durch "Auslese" verbessert werden. | |
- | Sicher ist aber, dass die menschliche Zukunft nicht von hochintelligenten Nerds und superergeizigen Megamanagern mit langbeinigen Supermodels als Gattinen geprägt wird, sondern durch die unzähligen mittelmäßigen Menschen auf diesem Planeten. Sie bilden den größten Anteil, den Gen-Pool. Deren Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten mit Geld und macht "aufzumotzen" ist begrenzt und sie müssen mit ihren angeborenen Möglichkeiten versuchen zu überleben. | + | Auf der anderen Seite kann die große Masse der Menschen ihre Eigenschaften nur begrenzt mit Hilfe käuflicher Mittel "verbessern". Diese Menschen müssen unter den gegebenen ökologischen und gesellschaftlichen Bedingungen irgendwie überleben und ihre Familien durchbringen. Dabei sind besonders ihre intellektuellen und sozialen Fähigkeiten entscheidend. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten - soweit genetisch bedingt - sind damit einer natürlichen Auslese ausgesetzt und führen zu langsamen Veränderungen der menschlichen Natur. Wohin der Einfluss unserer Lebensbedingungen auf unsere vererbbaren Persönlichkeitseigenschaften aber führt, lässt sich nicht in simplen Kausalitäten beschreiben. Die komplexen Zusammenhänge machen es unmöglich Entwicklungen vorherzusagen, zumal sich gesellschaftliche Rahmenbedingungen und menschliche Eigenschaften gegenseitig beeinflussen. Vielleicht wird man nach vielen tausend Generation den Weg der Menschheit rückwirkend nachvollziehen können - ihn vorauszuplanen ist unmöglich. |
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- | Es ist tröstlich, dass trotz aller Versuche der Machteliten zu allen Zeiten jeder große [[Plan und Zufall|Plan]] gescheitert ist, Menschen und Gesellschaften nach eigenem Gutdünken zu Formen: die Guten in's Töpfchen, die Schlechten in's Kröpfchen! Am Ende nahmen die Dinge | + | Sicher ist aber, dass die menschliche Zukunft nicht von hochintelligenten Nerds und superergeizigen Megamanagern mit langbeinigen Supermodels als Gattinen geprägt wird, sondern durch die unzähligen mittelmäßigen Menschen auf diesem Planeten. Sie bilden den größten Anteil, den Gen-Pool. Deren Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten mit Geld und macht "aufzumotzen" ist begrenzt und sie müssen mit ihren angeborenen Möglichkeiten versuchen zu überleben. Es ist tröstlich, dass trotz aller Versuche der Machteliten zu allen Zeiten jeder große [[Plan und Zufall|Plan]] gescheitert ist, Menschen und Gesellschaften nach eigenem Gutdünken zu Formen: die Guten in's Töpfchen, die Schlechten in's Kröpfchen! Auch die moderne Gentechnik wird daran nichts ändern. Am Ende nahmen die Dinge doch immer einen ganz anderen Lauf, als die Heroen der "neuen" Zeitalter und der "neuen" Menschen es geplant hatten. Ob römisches oder 1000-jähriges Reich: was blieb, war Mittelmaß - aber in Hülle und [[Fülle und Maßlosigkeit|Fülle]]. |
Version vom 13:59, 27. Jan. 2008
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Anlass
Wir leben in einer Zeit, in der die Idee einer gesellschaftlichen Elite immer selbstverständlicher wird: Eliteuniversitäten, Exzellentsinitiativen, Eliteförderung. Wer heute eine Idee gesellschaftlich voranbringen will, muss unbedingt "Experten" vorweisen können, die die Idee vertreten und begründen - ein einträgliches Betätigungsfeld für Wissenschaftler und andere Auguren (Wikipedia).
Es scheint allgemeiner Konsens, dass die modernen Industriegesellschaften nur noch von einer entsprechend intellektuell ausgerüsteten Elite geführt werden können. Diese müssen natürlich in speziellen Ausleseprozessen ausgewählt werden. Gleichzeitig zeigt uns die moderne Hirnforschung, welchen Anteil die physische Struktur unseres Gehirns am Denken und Fühlen, an unserem Charakter und an unseren Wünschen hat. Und diese Hirnstruktur - das sagen uns die Genetiker - ist eng mit unseren Genen verknüpft. Da ist der Weg zu einem neuen Sozialdarwinismus fast vorbestimmt.
Zumindest käme den Eliten in den Industrieländern eine wissenschaftliche Begründung ihrer gesellschaftlichen Spitzenpositionen und der undemokratischen Ausleseprozesse sehr gelegen - würde sie doch die in diesen Ländern erodierte Begründung von Hierarchien durch Tradition oder Religion ersetzen. Intensive Versuche in diese Richtung wurden in Deutschland zwischen 1933 und 1945 bereits durchgeführt und haben entsprechende Konzepte zunächst diskreditiert. Doch das heißt nicht, dass diese Ideen als erledigt betrachtet wurden. Sie leben noch und scheinen sich in Zeiten zunehmender Verteilungskämpfe auf diesem Planeten wieder zu vermehren. Die Denkbarrieren der politischen Korrektheit wurden in den letzten Jahren eingerissen. Die Ideen von Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit geraten im Zuge der westlichen Wettbewerbsidiologie zunehmend unter Druck - und damit wird der Weg wieder frei für "neue" alte Ideen (siehe auch "Gutmensch" in Wikipedia)
In diesem Artikel möchte ich auf einige Punkte hinweisen, die die These von der "natürlichen", durch Leistung begründeten Grundlage der Eliten in unseren modernen Gesellschaften differenzieren und eine andere Interpretation der bekannten oder vermuteten biologischen, ökologischen und sozialen Zusammenhänge darstellen. Ich werde versuchen, die folgenden Thesen zu begründen:
- Evolution beeinflusst nicht nur unsere Biologie, sondern auch unsere sozialen Strukturen und Prozesse - aber anders, als die Meinungsmacher propagieren.
- Eliten sind lediglich ein Randphänomen. Ihre Bedeutung für die langfristige Entwicklung der Menschen wird überschätzt.
- Die Idee Darwins vom "Survival of the fittest" wird in den Industrieländern bewusst falsch interpretiert.
Literatur und Quellen:
Einen hervorragenden Artikel über die vermeintliche Durchlässigkeit von gesellschaftlichen Klassen und Milieus findet sich im Webblog Perspektive:blau
(Artikel: Vom Tellerwäscher zum Millionär – ein Mythos? von Bernd Schmid,
Informationen zur Eliteforschung siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Hartmann_(Soziologe))
Wie Evolution gesellschaftliche Prozesse beeinflussen kann
Evolution wird allgemein nur im Zusammenhang mit der biologischen Ausgestaltung von Lebewesen gesehen. Für den Übergang von einer Art zur anderen, für Formen, Strukturen und Eigenschaften der Lebewesen, wird die Evolution als Ursache und treibende Kraft weitgehend anerkannt. Anders jedoch bei gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen: hier werden politische, soziologische, psychologische und wer weiss was sonst noch für Ursachen und Triebkräfte zur Erklärung herangezogen. Damit ist die Entwicklung des Menschen in den letzten 10.000 Jahren quasi eine "evolutionsfreie Zone".
Tatsächlich ist aber unsere Gesellschaft und Kultur direkt durch die Eigenschaften des Menschen bedingt. Die Art wie Menschen denken und fühlen entscheidet über die Möglichkeiten für gesellschaftliches und kulturelles Handeln. Unser Denken und Fühlen aber wird direkt durch unser Gehirn bestimmt. Wir wissen heute, dass das Gehirn des Menschen nicht nur durch Erziehung und Erfahrungen geformt und geprägt wird, sondern dass wesentliche Züge der Persönlichkeit angeboren sind. Nicht im Sinne eines vorgegebenen Verhaltensprogramms - vielmehr als grobes Muster in unserem Gehirn, als individuelle "Färbung". Die Fähigkeit, Angst zu empfinden, Glück, Liebe, Zorn - diese Fähigkeiten müssen uns nicht anerzogen werden. Wir besitzen sie von Geburt an.
Es spricht sogar einiges dafür, dass auch die Stärke und Art der Gefühle und die Schwelle für ihre Auslösung Ursachen in der angeborenen Struktur unseres Gehirns haben - ebenso, wie unsere Talente z.B. für Sprache, Musik oder Mathematik. Es gehört zum Selbstverständnis der meisten Menschen, so etwas wie eine Persönlichkeit bei sich und anderen voraus zu setzen: Eigenschaften und Fähigkeiten eines Menschen, die diesen charakterisieren und die nur mit viel Disziplin und Selbstbeherrschung überwunden werden können. Auch bei Tieren spüren wir diese "Persönlichkeit", wie jeder Tierhalter bestätigen wird. Es gibt also einige Indizien - und die moderne Hirn- und Genforschung ergänzen sie um immer mehr Hinweise - die zu der Vermutung veranlassen, dass unsere Persönlichkeit zumindest in ihrer Grundfärbung genetisch bedingt und damit vererbbar ist.
Wenn dann unter definierten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsstrukturen mehr oder weniger Nachkommen haben als der Durchschnitt, so müsste sich der Anteil dieser Persönlichkeitsstrukturen verändern und langfristig zu einer Veränderung der gesellschaftlichen Grundlagen führen. Damit würden auch innerhalb der menschlichen Gesellschaft evolutionäre Prozesse wirken - wenn auch über Generationen und auf sehr subtile Art und Weise.
Warum gesellschaftliche Eliten nicht die Zukunft der Menschheit darstellen
An dieser Stelle setzen gerne sozialdarwinistische Ideen an, postulieren einen Kampf um's Überleben und leiten daraus das Recht des Stärkeren ab: Eliten sind deshalb Eliten, weil sie klüger, schöner und stärker sind.
Tatsächlich verfügen sie aber nur über mehr Macht und finanzielle Möglichkeiten. Dies erlaubt es ihnen, sich nach außen mit entsprechenden Attributen zu versehen. Stärke wird durch ein käufliches Automobil simuliert, Schönheit durch entsprechendes chirugisches Tuning und Intelligenz durch Bücher, die man sich von anderen schreiben lässt. Damit haben all die scheinbar überragenden Eigenschaften unserer Machteliten wenig mit "erblichen" Fähigkeiten zu tun und können auch nicht durch "Auslese" verbessert werden.
Auf der anderen Seite kann die große Masse der Menschen ihre Eigenschaften nur begrenzt mit Hilfe käuflicher Mittel "verbessern". Diese Menschen müssen unter den gegebenen ökologischen und gesellschaftlichen Bedingungen irgendwie überleben und ihre Familien durchbringen. Dabei sind besonders ihre intellektuellen und sozialen Fähigkeiten entscheidend. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten - soweit genetisch bedingt - sind damit einer natürlichen Auslese ausgesetzt und führen zu langsamen Veränderungen der menschlichen Natur. Wohin der Einfluss unserer Lebensbedingungen auf unsere vererbbaren Persönlichkeitseigenschaften aber führt, lässt sich nicht in simplen Kausalitäten beschreiben. Die komplexen Zusammenhänge machen es unmöglich Entwicklungen vorherzusagen, zumal sich gesellschaftliche Rahmenbedingungen und menschliche Eigenschaften gegenseitig beeinflussen. Vielleicht wird man nach vielen tausend Generation den Weg der Menschheit rückwirkend nachvollziehen können - ihn vorauszuplanen ist unmöglich.
Sicher ist aber, dass die menschliche Zukunft nicht von hochintelligenten Nerds und superergeizigen Megamanagern mit langbeinigen Supermodels als Gattinen geprägt wird, sondern durch die unzähligen mittelmäßigen Menschen auf diesem Planeten. Sie bilden den größten Anteil, den Gen-Pool. Deren Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten mit Geld und macht "aufzumotzen" ist begrenzt und sie müssen mit ihren angeborenen Möglichkeiten versuchen zu überleben. Es ist tröstlich, dass trotz aller Versuche der Machteliten zu allen Zeiten jeder große Plan gescheitert ist, Menschen und Gesellschaften nach eigenem Gutdünken zu Formen: die Guten in's Töpfchen, die Schlechten in's Kröpfchen! Auch die moderne Gentechnik wird daran nichts ändern. Am Ende nahmen die Dinge doch immer einen ganz anderen Lauf, als die Heroen der "neuen" Zeitalter und der "neuen" Menschen es geplant hatten. Ob römisches oder 1000-jähriges Reich: was blieb, war Mittelmaß - aber in Hülle und Fülle.