Gestatten: Elite

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Gestatten: Elite von Julia Friedrichs, Hoffmann und Campe, 7. Auflage 2008, ISBN 9783455500516

Das Buch gibt einen Einblick in Werden und Denken unserer selbsternannten Elite. Von der Spitzen-Kita (FasTracKids - Kinder auf der Überholspur!) über das Spitzeninternat bis zur Spitzenhochschule besucht die Autorin die Kaderschmieden der Deutschen Nation und spürt dem Begriff der "Elite" nach. Ihre Berichte sind amüsant aber ernüchternd. Eine befriedigende Antwort findet sie (erwartungsgemäß) nicht. "Elite" entpuppt sich als äußerst dehnbarer Begriff, der vor allem Anderen einem Zweck dient: die eigene privilegierte Stellung zu begründen. Oft wird ein selbstauferlegter Masochismus als Grundlage für "Elite" genannt: 70 Stunden in der Woche arbeiten - Leistung statt Spaß - Gehorsam und Pflichterfüllung statt Entdeckung und Neugier - ein vollkommen verplantes Leben. Tatsächlich ist aber das Einkommen und der gesellschaftliche Status der Eltern die wesentliche Grundlage der zukünftigen High-Performer und Leader.

Für uns "Minderleister" aus anderen gesellschaftlichen Schichten bleibt trotzdem ein kleiner Trost: Die meisten Vertreter der Spezies "Elite" sind mangels Gelegenheit vollkommen unbedarft im Umgang mit Menschen anderer sozialer Herkunft. Ihre technokratische Schulung und konsequente Lebens- und Karriereplanung lässt wenig Raum für kreative Problemlösungen, Unvorhersehbares und Neues. Wenn wir uns von ihrem selbstbewussten Habitus nicht einschüchtern lassen, gibt es vielfältige Möglichkeiten, ihre Borniertheit zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Im Gegensatz zu Frau Friedrichs, die eher bescheiden ihre Skepsis gegenüber dem Begriff "Elite" äußert, blöcken andere ihre "tiefen" Weisheiten zur Elite mit einer Brachialgewalt hinaus, dass einem Angst und Bange wird:

Es gibt zwei Arten von Eliten. Die einen halten sich für Eliten, obwohl sie keine sind. 
Die anderen überzeugen durch besondere Fähigkeiten und Leistungen. Deutschland 
benötigt Leistungseliten dringender denn je, damit nicht länger das Mittelmaß 
erfolgreich ist und der Sinkflug des Landes beendet wird.
Ulf D. Posé Perspektive:blau

Der selbe Herr Posé beschreibt in einem anderen Artikel durchaus nachvollziehbar, dass Leistung keineswegs Grund für Entlohnung (oder Anerkennung) sein muss, sondern nur der Nutzen, der mit der Leistung verbunden ist und der von anderen definiert wird:

Der Kapitalismus schrieb sich aber genau diesen auf seine Fahnen: Steigt der 
wirtschaftliche Nutzen von Arbeit, ist sie einfach mehr wert. Deshalb 
verdienen Dieter Bohlen und Franz Beckenbauer, obwohl sie weniger leisten, 
mehr als einfache Arbeiter. Die Uhren im Kapitalismus laufen anders: 
Leistung muss sich überhaupt nicht lohnen. Nichts leisten ist mitunter sogar mehr wert.

Brauchen wir da nicht eine "Nutzenelite" und ist Herr Posé am Ende trotz all seiner Leistungen nur ein arger Nichtsnutz?



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