Die Sonne geht auf

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März 2019

Eine neue Welle flutet um den Globus: Kinder und Jugendliche gehen auf die Straße - jeden Freitag - und fordern mehr Mühe und Engagement der globalen Wirtschafts- und Politikelite beim Klimaschutz. Eine Hoffnung für die Menschen - weltweit.

Doch die Herren und Damen der Welt reagieren verschnupft. Man spricht von Instrumentalisierung, mangelnder Professionalität oder macht sich über Persönlichkeiten der Bewegung wie Greta Thunberg lustig. Keiner der konservativen alten Männer spricht von den Sorgen der jungen Menschen, die es ernst zu nehmen gilt.


Die Sonne kann auch zu heiß brennen

In der Corona-Krise, die Seit 2020 kein Ende nehmen will, zeigen viele der Aktivist*innen einen wenig ermutigenden Aspekt ihrer Motivation: Angst als Dauerargument und ein verbissenes Rechthabenwollen auch dort, wo es kein "Rechthaben" gibt!

Zu Beginn der Corona-Pandemie wussten wir wenig und wurden wir von überfüllten Krankenhäusern, schweren Krankheitsverläufen und nicht enden wollendem Sterben überrascht. Da war Angst und Panik verständlich und vielleicht sogar notwendig, um alle Beteiligten mit dem Gefühl der Dringlichkeit zu infizieren.

So sollte es auch bei der Suche nach Lösungen gegen die Klima-Erwärmung sein - um dann aber möglichst rasch zu einem konzentrierten, lösungsorientierten Modus zu wechseln.

Stattdessen begnügte man sich in der Corona-Krise mit den Einschätzungen von Experten, verzichtete besonders in Deutschland auf konsequente Forschungbegleitung der Pandemie und verkündete stattdessen die Impfung als "die Lösung" für fast alles. In der darauf folgenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung positionierten sich einige der Klima-Aktivist*innen und stimmten in das Impfgegnerbashing ein - ausschließlich gestützt auf Experten-MEINUNGEN, nicht auf wissenschaftliche Belege.

Wesentliche Argumente waren dabei nicht etwa wissenschaftliche Fakten, sondern gefühlte Angst und Verweise auf die Aussagen (einiger) Experten.

Wenn die Aktivist*innen den Klimawandel auf ähnliche Weise begleiten, sehe ich schwarz für konstruktive Veränderungen sondern erwarte das Ausbrechen massiver gesellschaftliche Konflikte. Gegen diese Konflikte werden die Auseinandersetzung zwischen Impfpflichtgegnern und Impfpflichtbefürwortern harmlose Streitigkeiten sein.

Es wird um die Frage gehen, wie weit eine Gesellschaft das Recht hat, in das Leben des Einzelnen einzugreifen und wie gut ein solcher Eingriff begründet sein muss. Wird es genügen, dass einige Klimaexperten eine bestimmte Lösung propagieren, um diese dann mit massiven staatlichen Mitteln gegen den einzelnen Bürger durchzusetzen? Wie valide müssen diese Lösungen begründet werden? Und wann ist eine Lösung valide?

Es steht nach über 70 Jahren Forschung außer Frage, dass die Klimaerwärmung ihre Ursache im Verbrennen fossiler Energieträger hat. Doch wie dieser Einfluss reduziert werden kann und wie weit er reduziert werden muss ist keineswegs sicher. Das aktuelle 1,5°C-Ziel ist eine Abschätzung aufgrund von Simulationen und kein Wissen. Die technologischen Lösungen sind Versprechen und können auch vollkommen unerwartete Folgen haben.

Wir können sicher sagen, dass die Klimaerwärmung durch den Ausstoß klimarelevanter Gase befeuert wird. Wir können sogar den Anteil jedes einzelnen Menschen anhand seines Konsums und seines Lebenswandels berechnen. Aber was folgt daraus? Welche Konsequenzen soll wer tragen? Verbieten wir Flugreisen, machen wir sie unerschwinglich teuer oder enteignen wir Elon Musk?

In der Corona-Krise gab es - auch auf Seiten der Klimaaktivist*innen - Menschen, die die restriktive (despotische) Vorgehensweise der chinesischen Regierung allen Ernstes als Vorbild sahen, und sich eine solche Vorgehensweise auch als Antwort auf die Klimaerwärmung wünschten.

Gute Nacht!

Interview der TAZ mit Felix Kolb (Campact) April 2021 https://taz.de/Campact-Vorstand-zur-Coronapolitik/!5761568/

Zitat: Ja, das geht vielen bei Campact so, weil die aktuelle Situation in mehrfacher Hinsicht zeigt, was uns in der Debatte um die Klimakrise noch erwartet. Schon jetzt sehen sich Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen wie Luisa Neubauer im Internet mit Hate Speech konfrontiert. Wenn ich sehe, wie Wissenschaftler*innen, die sich zu Corona äußern, massiv angegangen werden und sich deswegen sogar aus der Öffentlichkeit zurückziehen: Das macht mir Angst. Werden sich die Protagonist*innen, die jetzt Corona leugnen, als nächstes auf das Thema Klimakrise stürzen? Die andere Parallele, die extrem verstörend ist, ist wie Vi­ro­lo­g*in­nen und Phy­si­ke­r*in­nen alles, was in dieser Pandemie passiert ist, vorausgesagt haben, mit teilweise erschreckender Präzision.


Hinweis des Autors: die Fähigkeit, etwas präzise vorherzusagen, sagt nichts über die Fähigkeit zur Bewertung möglicher Gegenmaßnahmen!


Denken statt Aktivismus

Die Welt konfrontiert uns mit immer mehr Krisen und wie Pilze schießen die Aktivisten aus dem Humus des Entsetzens und der Hilflosigkeit über diese überwältigenden globalen Entwicklungen.

Aber die Geschichte zeigt, dass Aktivismus noch nie eine Krise in konstruktive Bahnen gelenkt hat – meist hat er nur das Schlimme variiert oder gesteigert. Der Aktivismus der Linken in den 20iger Jahren hat die dunklen Zeiten des Nationalsozialismus nicht verhindert. Die russische Revolution hat nicht nur nichts an der autokratischen Seele der russischen Gesellschaft geändert, sondern sie bis ins 21ige Jahrhundert am Leben erhalten.

Die Atomenergie ist in vielen Ländern immer noch eine Option für die zukünftige Energieversorgung – trotz deutscher Anti-Atomkraftbewegung und grünen Parteien – und wenn nicht, dann aus ganz anderen Gründen.

Die vermeintlich friedliche Revolution der DDR-Bürger war nur die Begleitung eines unaufhaltsamen Prozesses des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Niedergang eines Landes, nicht deren Ursache!

Und heute werden Kartoffelbrei und Ketchup auf Kunstwerken nichts an unserer Unfähigkeit ändern, globalen Entwicklungen wie dem Klimawandel adäquate zukunftsfähige Strategien entgegenzusetzen. Nicht an Straßen festgeklebte Aktivisten werden unsere Mobilitätsstrukturen ändern, sondern fehlende Rohstoffe und Ressourcen – oder ein kollabierendes Wirtschaftssystem.

In allen Zeiten waren es die neuen Ideen und Gedanken, die – meist erst über mehrere Generationen – zu Veränderungen und neuen Entwicklungen geführt haben. Es sind diese Ideen und Gedanken, auf die zukünftige Generationen aufbauen und Neues initiieren können, die von anderen weiterentwickelt und in der realen Welt umgesetzt werden können.

George Orwell hat sich als “Aktivist” im spanischen Bürgerkrieg beteiligt. Trotzdem wurde Franko für Jahrzehnte Herrscher über Spanien. Aber mit seinen Büchern “Animal Farm” und “1984” hat er die Zukunft verändert. Er hat den Menschen Gedanken und Worte gegeben, um über Despotismus und Totalitarismus über die Gefahren von Technologien und Ideologien zu sprechen.

Kurt Tucholsky war kein Aktivist, er hat keine Fahnen geschwungen, Graffities an Wände gemalt oder Faschisten verprügelt. Er hat Gedanken aufgeschrieben, die Dinge auf den Punkt brachten und die heute noch nachwirken: “Soldaten sind Mörder”.

Wir brauchen keinen Aktivismus, kein entschlossenes Handeln, sondern viele gute Gedanken, die in die Zukunft wirken. Stattdessen lassen wir zu, dass Männer wir Jeff Besoz oder Elon Musk unser Denken über Zukunft beherrschen. Männer, die von Marskollonien und Rohstoffabbau im Weltraum träumen, um unser marodes Wirtschaftssystem weiter in die Zukunft zu retten.

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