Die Wohlgesinnten
Aus Wiki1
Damit wir es nicht vergessen!
Ein Buch, dass durch Mark und Bein geht.
Der Roman "Die Wohlgesinnten" von Jonathan Littell beschreibt die Geschehnisse während des Russland-Feldzuges und der Judenverfolgung aus der Sicht eines Täters - dem promovierten Juristen und SS-Offizier Dr. Max Aue. Mit seiner bildungsbürgerlichen Grundausstattung, seiner Belesenheit und äußerlichen Kultiviertheit versucht er, seinem Leben und Handeln den Schein von Sinn und Haltung zu verleihen - was in Anbetracht der unglaublichen Greueltaten, an denen er beteiligt ist, natürlich scheitern muss.
Der Roman wurde in Frankreich begeistert aufgenommen - in Deutschland dagegen verhalten bis kritisch. Das deutsche Feuilleton bemäkelt das Buch auf breiter Front ob TAZ, Zeit oder Süddeutsche Zeitung - lediglich die FAZ brachte dem Roman mehr Wohlwollen entgegen. Mangelnde Ausarbeitung, wenig glaubhafte Charaktere, unplausible Figuren, mangelnde Konsistenz, schlaue Pornographie, Kolportageroman - so lassen es die Kritiker krachen. Der Tenor dieser Rezensionen ist vernichtend: nichts Neues, wissen wir schon alles - und literarisch unterste Schublade!
Beim Lesen der Kritiken geht einem unweigerlich die Frage durch den Kopf, wie denn das Thema hätte behandelt werden müssen, um Gnade vor diesen Rezensenten zu finden. Kann man denn die Greuel des 3. Reichs angemessener darstellen, als im Stil eines Schundromans? Erfasst das Etikett "Pornographie" nicht besser als jede fein ziselierte literarische Ausarbeitung den Charakter des Nationalsozialismus? Und haben es Figuren wie Eichmann tatsächlich verdient, "glaubhaft" dargestellt zu werden?
Das Buch "Die Wohlgesinnten" lebt nicht von Sprache oder literarischen Gesten. Es lebt von der detaillierten Aufzählung der Geschehnisse und dem hohlen bildungsbürgerlichen Getue seines Protagonisten. Es zeigt deutlicher als Guido Knopps weichgespülte Dokusoaps von "Hitler und seinen..." was wir von "kultivierten" Eliten zu halten haben, von bürgerlichen Tugenden wie Disziplin, Gehorsam und Ordnung. Es zeigt das Räderwerk der Maschine unserer modernen Industriegesellschaft in Aktion.