Evolution Kultur Technik
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Aktuelle Version vom 20:30, 2. Mär. 2008
(Anlass für diesen Artikel waren Überlegungen nach dem Dokumentarfilm "Die Neandertaler" im NDR am 9.12.2007)
Die Neandertaler, Dokumentation, Großbritannien, 2001, Autor:Tony Mitchell und Alex Graham google-Bilder zu Die+Neandertaler
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Wie Evolution, Kultur und Technik zusammenwirken
Nachdem wir heute dank vieler Funde, besseren Untersuchungsmethoden und einem immer detaillierteren Gesamtbild, mehr über die Entwicklung des Menschen wissen als je zuvor, zeigt sich immer deutlicher der komplexe Zusammenhang zwischen Evolution Kultur und Technik für die Entwicklung des Menschen.
Wir wissen heute, dass der moderne Mensch und der Neandertaler von gemeinsamen Ahnen abstammten, sich jedoch unter den verschiedenen Umweltbedingungen ganz unterschiedlich entwickelt haben.
Der Neandertaler und seine Umwelt
Der Neandertaler musste sich in den unwirtlichen Gebieten des eiszeitlichen Europas behaupten. In diesen Regionen war ein Überleben nur mit hoher Energiezufuhr (ca. 4000-7000 kcal/Tag) möglich. Diese konnte nur mit dem Fleisch und Fett von Tieren gedeckt werden, zumal in den kalten, dunklen Regionen nur wenige essbare Pflanzen zur Verfügung standen. Neandertaler, dass zeigen die Untersuchungen an Höhlenfunden, lebten daher überwiegend von Fleisch. Damit war aber eine dichte Besiedlung unmöglich. Die vorhandenen Nahrungsressourcen boten hierfür keinen Spielraum. Änlich den heutigen Raubtieren benötigten sie große Areale um den ständigen Bedarf an tierischer Nahrung zu decken. Dies schränkte aber die Möglichkeit ein, große Gruppen zu bilden. Neandertaler lebten daher in kleinen Familienverbänden. Eine solche Lebensweise bot keine Voraussetzung für die Entwicklung von komplexen sozialen Verhaltensmustern und für die Entwicklung von Kultur. Während der Zeit der Neandertaler (ca. 250.000 Jahren) lässt sich daher nur eine langsame kulturelle Entwicklung nachweisen.
Entwicklung von Kultur
Man geht heute davon aus, dass die Nutzung von Feuer und einfacher Kleidung, wie sie für die Neandertaler belegbar ist, schon bei den gemeinsamen Vorfahren von Neandertaler und modernem Menschen existiert haben müssen. Auch die Anfänge der Sprache haben sich schon bei diesen Ahnen herangebildet. Die Neandertaler haben diesen Entwicklungen keine wesentlichen neuen Impulse hinzufügen können.
Ganz anders die Menschen in den südlichen, vegetationsreichen Gebieten: sie konnten auf viele essbare Pflanzenarten zurückgreifen. Jared Diamond hat dies in seinem Buch "Reich und Arm" nachvollziehbar beschrieben. Unter diesen günstigen Umweltbedingungen brachte das Leben in großen Gruppen Vorteile. Man sammelte gemeinsam. Kinder, Alte und Schwache konnten sich beim Sammeln von Pflanzen - anders als bei der Jagd - nutzbringend für alle einbringen. Das Zusammenleben in großen Gruppen bot allen Vorteile, förderte aber auch die Entwicklung eines komplexen Gehirns, das für die notwendigen sozialen Verhaltensweisen in diesen Gruppen erforderlich war.
Auch die Sprache konnte sich unter diesen Bedingungen enorm verfeinern. Eine verfeinerte Sprache erlaubt dann rückwirkend immer komplexere Formen der Zusammenarbeit. Dieses Zusammenspiel aus Umweltbedingungen, sozialen Strukturen und evolutionärer Anpassung war wahrscheinlich die Voraussetzung für die Entwicklung des modernen Menschen.
Sprache als Voraussetzung für Kultur
Wie Lewis Mumford in seinem Buch Mythos der Maschine beschreibt, war die Entwicklung einer differenzierten Sprache ursächlich für die Entwicklung einer Kultur, die trotz ihrer Komplexität von Generation zu Generation weiter gegeben werden konnte. Erst unter dieser Voraussetzung war die Entwicklung von Werkzeugen möglich, die über einfache Faustkeile oder Reibhölzer für das Feuermachen hinaus gingen. Erst mit Hilfe der Sprache konnten Menschen gemeinsame Lösungen für Probleme entwickeln.
Die Neandertaler hatten aufgrund ihrer Lebensbedingungen nie die Chance, eine solche Entwicklungsstufe zu erreichen. Sie waren optimal an ihre Umwelt angepasst und überlebten dort 250.000 Jahre. Doch als der moderne Mensch mit seinen kulturellen und technischen Möglichkeiten in sein Leben einbrach, hatte er dem Nichts entgegen zu setzen.
Ohne soziale Kultur keine komplexe Technik
Die Entwicklungslinien von Neandertaler und modernem Menschen zeigen, wie sehr Umwelt und die Evolution des Menschen seine Möglichkeiten beeinflusst haben und wie erst durch diese Evolution die Entwicklung von komplexer Kultur und Technik möglich wurde. Die große Errungenschaften des Menschen - darin hat Lewis Mumford wohl recht - ist seine Fähigkeit zum gemeinsamen, koordinierten Handeln. Erst diese Fähigkeit - entwickelt unter günstigen Umweltbedingungen - erlaubte ihm die Entwicklung komplexer Technik und machten ihn unabhängig von seiner Umgebung.